Samstag, 8. Dezember 2007

Arbeiten auf dem Lande

07.12.2007

Freitag. Puuh. Endlich Wochenende würden die meisten jetzt denken. Aber nich hier auf dem australischen Lande. Morgen wird auch noch mal geackert….

Aber mal von vorn….

Also wir haben ja bekanntermaßen dem Großstadtleben abgeschworen und sind nach Emerald, ein kleines Dorf nahe Melbourne, hinausgefahren. Die kleine Peggy, total entnervt von der Küchenarbeit in der großen Stadt hatte keine Lust mehr auf das ewige abgewasche in dem Cafe. Also haben wir zwei beide die Koffer gepackt und sind abgehauen. Betty, die kleine Zicke hat uns diesmal nicht im Stich gelassen. Abends um 22 Uhr, nach ewigen umhergeirre haben wir auch endlich unser Hostel, oder auch Arbeitslager in Emerald, erreicht. Justin der Manager vom Hostel hat uns abends noch die Adresse von unserem neuen Arbeitgeber aufgeschrieben und dann gings auch schon ab inne Falle. Schließlich klingelte der Wecker um 5.45 Uhr. Nach unserer ersten Nacht im Van, die übrigens richtig richtig super war, hieß es schließlich: „Aufstehen, die Arbeit wartet!“ Wir also unseren ersten Arbeitstag völlig übermüdet angetreten. Wir mussten auf eine Art Baumschule. Das ist ne große Farm auf der allerhand Grünzeug gezüchtet wird. Wir haben den jaanzen Tach irgendwelche Planen von Unkraut und Moos befreit. Ich weiß gar nich wie ich das beschreiben soll. Jedenfalls war’s schon wieder mal nen Knochenjob. Ja ich weiß ihr Klugscheißer, immer die gleiche Leier. Aber im Ernst. Wir hätten uns im Leben nicht vorgestellt uns irgendwann im Leben jemals so zu verkaufen. Und datt allerschärfste, hier in diesem Land gibt’s Fliegen. Tausende von Fliegen. Dat ist ne richtige Plage. Ehrlich wahr. Den ganzen Tach kreisen diese Viecher um einen rum. Dann ist das ja auch nich so das da mal eine Fliege’n bissel rumsummt. Nee, hier kanns passieren das dich gleichzeitig 30 Fliegen angreifen. In Darwin (Norden von Australien) soll’s sogar schon häufig zu Selbstmorden gekommen sein aufgrund der Hitze und der Fliegen. Und glaubt mir ich war kurz davor. Am Mund an den Augen. Überall diese Viecher. Nicht Spinnen oder Schlangen oder watt man sonst so hört sind die Biester in Australien. Die Fliegen dat sind die wahren Plagen hier.

Totmüde ging’s dann nach der Arbeit nach Hause ins Arbeitslager von Emerald. Nächsten Tag wieder früh aufstehen und zur Arbeit. Wir hatten keinen Bock auf diese Plackerei. Trotzdem Augen zu und durch. Nach 8 Stunden Arbeit dann das unfassbare. Die Chefin auf der Farm hat gesagt wir brauchen nächsten Tag nicht mehr kommen. Nich das wir faul waren oder so was. Wir haben richtig guut gewirtschaftet und sie hätte uns auch gern dabehalten. Aber der Big Boss im Hintergrund wollte kein Geld mehr ausgeben. So war nach zwei verdammt harten Tagen unser Arbeitsleben hier beendet. Total frustriert und stinkig (auch unterm Arm) ging’s nach Hause. Wieder diese Existenzangst…. Watt machen wir denn nu vor lauter Schreck? Die verarschen uns hier alle in diesem Land. So kam’s uns jedenfalls vor. Keine Lust hier in diesem Nest abzuhängen und vielleicht wieder drei Tage oder so auf den nächsten Job zu warten. Gott sei Dank hat Justin uns gleich einen neuen Job für den nächsten Tag besorgt, so dass unsere Laune wieder besser wurde. Noch war die Laune gut. Wir wussten ja auch nicht was uns auf der nächten Farm erwartet.

Unser nächster Job war auf einer Blumenfarm. Ja klingt total romantisch. In Wirklichkeit ist es Akkordarbeit. Unsere erste Aufgabe war es Blumen zu pflanzen. Aber nicht so heiti daiti jetzt pflanz ich mal ne Blume. Das war der pure Streß. Auf allen vieren haben wir gekniet und mit den Händen die Löcher gebuddelt um dann die Blumensteckzwiebel oder wie das heißt einzubuddeln. Und das aber Ruckzuck ohne Pause, ohne erzählen, ohne aufstehen, ohne Wasser trinken, ohne Würde.

Wie die Köter sind wir zwei Stunden auf dem Feld langgekrabbelt. Echt jetzt mal. Das glaubt uns kein Mensch. Wir konntens selbst nich glauben was wir hier für Sklavenarbeit machen. Ich hab geschwitzt in diesem ollen Gewächshaus. Ich war nach zwei Stunden komplett nass.
Nach der Frühstückspause gings weiter…. In der Halle des Schreckens sollten nun die fertigen Blumen zu Sträußen verarbeitet werden. Am Fließband haben wir Blumen zusammengebündelt. Echt Freunde datt kam uns vor als wär das Arbeit wie zur Jahrhundertwende. Willkommen in der Akkordarbeit.

Auf was haben wir uns da nur eingelassen??? Das glaubt uns kein Schwein….

Naja was willste machen. Das wir arbeiten war ja klar. Aber damit haben wir nicht nun wirlkich nicht gerechnet.

Aber die anderen Leute im Hostel machen uns Mut. „Man gewöhnt sich daran.“ und „die Zeit geht so schnell rum“ erzählen sie. Na hoffentlich!!! Die meisten bleiben hier acht Wochen. Acht Wochen sechs Tage die Woche arbeiten. Acht Wochen am Fließband stehen. Acht Wochen Hölle. Freitag haben wir am Fließband Blumen gepflanzt. Peggy hat acht Stunden lang diese ollen Zwiebeln in so blöde Kiste reingedrückt. Am Fließband, unter Zeitdruck und immer mit der Wurzel nach unten. Ich hab das zwei Stunden gemacht und schon gedacht ich werd balla balla, aber acht Stunden immer die gleichen Bewegungen, immer der gleiche Ablauf, das ist krass. Ich durfte nach der Frühstückspause am Ende des Fließbandes vier Stunden lang die fertig gepflanzten Kisten auf Paletten verladen. Die Dinger Wiegen ca soviel wie’n Sack Zement. Pro Minute sind das ca 2 Kisten. Allerdings hatte ich wenigstens ab und zu mal ne Abwechslung und ein kostenloses Workout gab's obendrein. Immerhin, andere müssen dafür nen Batzen Geld bezahlen um im Fitnesstudio Hanteln zu stämmen. Ich werd dafür noch bezahlt.

Trotzdem, irgendwie ist dat nur schwer vorstellbar, dass wir so die nächsten Wochen verbringen sollen. Morgens um 5.45 aufstehen – bis 16.30 arbeiten – nach hause fahren – duschen – essen – schlafen - 5.45 aufstehen – bis 16.30 arbeiten – nach hause fahren – duschen – essen – schlafen - 5.45 aufstehen – bis 16.30 arbeiten – nach hause fahren – duschen – essen – schlafen. Und täglich grüßt das Murmeltier….

Heute gab’s nach der Arbeit in der Flowerfabrik ein BBQ und Freibier. Ich glaub das war so ne Art Weihnachstfeier. Immerhin wenigstens ein Lichtblick in dieser Sklavenfabrik. Mmhhh verdammt, und ich musste fahren. Aber böse wie ich bin, hab ich mir’n paar Bier für zu Hause heimlich stiebietzt. Hihihi… Schliesslich ist das Zeug sauteuer und so konnte ich heute umgerechnet meinen Stundenlohn um 1$ erhöhen.

Morgen ist in unserem Hostel ne Party. Da gibt’s Musike und Bier und wieder BBQ. Bin ja mal gespannt. Letztes Wochenende soll ja angeblich auf den Küchentischen getanzt worden sein. Außerdem haben zwei Briten hier eine Bierbong (Die Kenner unter euch nennen’s vereinzelt auch Trichtersaufen) gebaut in der gleichzeitig 12 Dosen Bier reinpassen sollen. Bin ja mal gespannt ob’s wirklich nen bescheuerten gibt, der das ausprobiert.

Ales in allem geht’s uns gut. Wir sind gesund und wohlauf. Und unserer Van ist wie unser zweites zu Hause. Wir schlafen hier drin wie die Murmeltiere und findens urig gemütlich. Bis zum nächsten mal. Und immer wenn ihr denkt, euer job ist scheiße, dann lest euch das hier noch mal durch. Dann geht’s euch besser.

Viele Grüße von euren Helden der Fließbandarbeit aus dem sonnigen Land der Känguruhs. Da fällt mir ein, gestern haben wir unseres erstes Känguruh gesehen. Auf dem Weg zur Arbeit ist’s vor unserem Wagen über die Straße gehüppelt. Dat war vielleicht niiiieedlisch.

Keine Kommentare: